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Interview mit Chris von "mehrwert kaffee": "Wir wollen über Kaffee hinaus Wert schaffen"

Antje: Welchen "Mehrwert" bietet ihr?


Chris: Wir wollen über Kaffee hinaus Wert schaffen, vor allem auf Ebene des Produzenten. Wir wollen Partner sein und den Kaffee ohne Zwischenhändler und mit fairer Bezahlung hier nach Deutschland bringen. Zum einen sollen die Farmer, mit denen wir zusammen arbeiten, den Unterhalt ihrer Familie durch den Verkauf finanzieren können. Zum anderen geht es um ein soziales Projekt. Dort erhalten Jugendliche, die keinen Zugang zur Bildung haben, eine berufliche Ausbildung. Es entsteht also an sehr vielseitigen Stellen Mehrwert.

Antje: In den letzen Jahren haben sich viele Firmen für Nachhaltigkeit stark gemacht. Warum ist das eurer Meinung nach wichtig?

Chris: Weil ein steigender Druck von Kunden nach Transparenz da ist und ein Umdenken stattfindet. Nachhaltigkeit ist für uns wichtig, weil unsere Handelsbeziehungen langfristig sind. Zudem möchten wir über Kaffee hinaus einen Wert schaffen, zu dem unsere Kunden aktiv beitragen können.


Antje: Was unterscheidet euch konkret von anderen Fairtrade-Kaffeehändlern?


Chris: Wir kaufen den Kaffee nicht auf der Börse, sondern verhandeln den Preis mit dem Farmer direkt. Das bietet den Vorteil, dass wir den Preis qualitätsgebunden anpassen können. Das heißt: für gute Qualität gibt es einen guten Preis. Wir versuchen zu unterstützen, keine zusätzlichen Zertifizierungskosten zu nehmen und komplett transparent zu sein. Wir bezahlen weit über dem Fairtrade-Standard und veröffentlichen beispielsweise die Einkaufspreise im Ursprung.


Antje: Wie kommen die Kaffee-Bauern in das Projekt?

Chris: Anfangs waren „Crossroads“ und die umliegenden Farmer da und wir haben deren Qualitäten abgekauft und jetzt bei neuen Farmern ist es wirklich so eine Art „Audit“. Wir importieren nur von Farmern, die wir selber besucht haben. Wenn ein Farmer in dem Arbeitsprozess zeigt, dass er gute Arbeit leistet, dann ist es wahrscheinlich, dass auch ein gutes Ergebnis in die Tasse kommt. Das testen wir. Es gibt aber keine Bewerbung. Das geht über Beziehungen. Die Farmer kriegen mit, dass bei „mehrwert kaffee“ die besten Preise bezahlt werden. Wir stellen einen ersten Termin her und man tauscht sich aus. Bei vielen sind wir der erste direkte Importeur, der vor der Haustür steht und sagt: „Hallo, ich bin der Chris und wir verkaufen Rohkaffee an Kunden in Deutschland. Lass uns mal sprechen.“


Antje: Woran kann es liegen, dass der Preis der den Farmern ausgezahlt wird trotz der Transparenz variieren kann?


Chris: Also unser Standard ist dreißig Prozent über dem Markpreis zu bezahlen. Das heißt, ein Farmer verdient mehr als wenn er den Kaffee an der Börse verkauft. Dennoch es gibt unterschiedliche Qualitäten und das spiegelt sich im Preis wieder.


Antje: Ihr wollt die Wirtschaft Kenias durch das Projekt unterstützen. Wie genau sieht das praktisch aus?


Chris: In der Region um die Nandi-Hills, sind es die Farmer, die oft nicht über die Runden gekommen sind und die mit Kaffee jetzt ein nachhaltiges Einkommen haben. Das sind nachhaltige Effekte in der Region. Der zweite Punkt ist, dass diese Jugendlichen, die aus dem Gefängnis kommen, auf dem Arbeitsmarkt selten eine Chance haben und wir helfen den Leuten einen Einstieg in die Gesellschaft zu haben. Ich will noch mehr Jugendlichen die Chance geben und das macht für eine ganze Generation einen Unterschied. Was eine Person, die diese neue Chance kriegt bewirken kann, das werden wir erst in zehn Jahren sehen. Das ist für mich auch für eine ganze Gesellschaft ein Zugewinn.


Antje: Welche Rolle spielen die sozialen Medien für euch?


Chris: Was mich anspricht sind Geschichten von echten Menschen. Wir erzählen diese verändernden Geschichten auf den sozialen Medien. Vor Ort sieht man, was wir für einen Impact haben. Die Leute, die den Weg mit nachhaltigem Konsum für sich so entdeckt haben, die gehen auch mal ein bisschen tiefer und fragen nach. Das ist total wertvoll, weil dadurch eine Bewegung entsteht.


Antje: Was hofft ihr in den nächsten Jahren durch „mehrwert kaffee“ noch zu erreichen?


Chris: Wir wollen für „Crossroads“, aber auch für die ganze Region etwas erreichen. Ich glaube, ein wichtiger Aspekt wird sein, wie wir weiter mit der Region im Westen von Kenia wachsen und mehr Kaffee importieren können. Zweitens wünsche ich mir für „Crossroads“, dass ein Zuhause für mehr Jugendliche geschaffen wird. Unser Ziel ist, dass wir nachhaltig agieren. Das heißt, dass es ist wichtig ist, wenn sich der Ertrag der Farmen erhöht, dass dann auch "Crossroads" wächst.




Von links nach rechts: Jörn Carsten Pfeiffer; Chris P. Pfeiffer, Michael P. Pfeiffer (Fotograf: Magdalena Maria Stengel)

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